September 19, 2024

Wegzugsbesteuerung Deutschland: Wichtige Änderungen 2024 und Steuerberater-Tipps

SetupCO Consultancy L.L.C
Lesedauer 3 Minuten

Planen Sie, Deutschland zu verlassen, und fragen sich, welche steuerlichen Konsequenzen das für Sie haben könnte? Die Wegzugsbesteuerung ist ein zentrales Thema für viele Auswanderer, insbesondere wenn Sie wesentliche Beteiligungen an inländischen Kapitalgesellschaften halten. Diese Regelung greift, wenn Sie Ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen und Deutschland dadurch das Besteuerungsrecht an Ihren Vermögenswerten, insbesondere den sogenannten stillen Reserven, verliert. Ziel der Wegzugsbesteuerung ist es, Steuerflucht zu verhindern.

In diesem Artikel erfahren Sie, was die Wegzugsbesteuerung ist, wen sie betrifft und wie Sie sich optimal auf einen Umzug ins Ausland vorbereiten können, um unangenehme steuerliche Überraschungen zu vermeiden.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Wegzugsbesteuerung erklärt: Sie greift, wenn Sie Deutschland verlassen und wesentliche Anteile an Kapitalgesellschaften halten oder bei einem Einzelunternehmen Wirtschaftsgüter ins Ausland verlagern.
  • Gesetzesänderungen ab 2024: Neue Regelungen beeinflussen die Besteuerung von Wegzügen und erfordern eine sorgfältige Planung.
  • Berechnung der Steuer: Die Steuer basiert auf einem fiktiven Verkauf der Anteile oder des Unternehmenswerts zum Zeitpunkt des Wegzugs.
  • Steuervermeidung: Strategien wie der Verkauf von Anteilen vor dem Umzug, Ratenzahlung oder Stundung der Steuerlast können helfen, finanzielle Belastungen zu verringern.
  • Doppelbesteuerungsabkommen: Ein Umzug in ein Land mit einem Doppelbesteuerungsabkommen kann steuerliche Vorteile bieten.

Was ist die Wegzugsbesteuerung?

Die Wegzugsbesteuerung tritt in Kraft, wenn Sie Deutschland verlassen und dabei bestimmte Bedingungen erfüllen. Sie soll verhindern, dass Vermögenswerte ins Ausland verlagert werden, ohne dass Deutschland sein Besteuerungsrecht ausüben kann. Betroffen sind vor allem Personen, die wesentliche Beteiligungen an Kapitalgesellschaften halten oder Einzelunternehmer, die Wirtschaftsgüter ins Ausland mitnehmen.

Wer unterliegt der Wegzugsbesteuerung?

  1. Wohnsitz in Deutschland: Sie müssen mindestens sieben Jahre ununterbrochen in Deutschland gelebt haben.
  2. Beteiligung an Kapitalgesellschaften: Sie besitzen mehr als 1 % der Anteile an einer Kapitalgesellschaft, wie z. B. einer GmbH.
  3. Keine Rückkehrabsicht: Wenn Sie keine begründete Erwartung haben, in naher Zukunft nach Deutschland zurückzukehren, greift die Wegzugsbesteuerung.

Einfluss der Gesetzesänderungen ab 2024

Mit den neuen Regelungen, die 2024 in Kraft getreten sind, wurden wesentliche Änderungen an der Wegzugsbesteuerung vorgenommen:

  1. Abschaffung der unbefristeten Stundung: Die unbefristete Stundungsmöglichkeit für EU/EWR-Wegzüge wurde abgeschafft.
  2. Ratenzahlung: Steuerpflichtige haben nun die Möglichkeit, die Steuerlast in Raten über sieben Jahre zu zahlen.
  3. Verlängerte Rückkehrregelung: Die Frist für eine Rückkehr nach Deutschland wurde auf sieben Jahre verlängert (in speziellen Fällen auf bis zu 12 Jahre).

Diese Änderungen erfordern eine noch genauere Planung, insbesondere für Unternehmer, die wesentliche Beteiligungen an Kapitalgesellschaften halten.

Berechnung der Wegzugsbesteuerung

Die Wegzugsbesteuerung wird auf Basis eines fiktiven Verkaufs Ihrer Anteile an Kapitalgesellschaften oder des Wertes Ihres Einzelunternehmens berechnet. Hier sind die Schritte:

  1. Marktwert ermitteln: Bestimmen Sie den aktuellen Marktwert Ihrer Anteile oder des Unternehmens zum Zeitpunkt des Wegzugs.
  2. Abzug der Anschaffungskosten: Die ursprünglichen Anschaffungskosten der Anteile werden vom Marktwert abgezogen.
  3. Besteuerung des fiktiven Gewinns: Der resultierende Gewinn wird nach dem persönlichen Steuersatz versteuert.

Beispiel:

Ein GmbH-Gesellschafter, der ins Ausland ziehen möchte, hat in den letzten drei Jahren einen durchschnittlichen Gewinn von 186.500 Euro erzielt. Der Wert seiner Anteile wird mit einem Faktor von 13,75 multipliziert, um den fiktiven Veräußerungsgewinn zu ermitteln:

  • 186.500 Euro × 13,75 = 2.564.375 Euro
  • Davon sind 60 % steuerpflichtig: 2.564.375 Euro × 0,60 = 1.538.625 Euro
  • Bei einem persönlichen Steuersatz von 40 % ergibt sich eine Steuerlast von 615.450 Euro.

Auswirkungen der Wegzugsbesteuerung ab 2024

Die neuen Regelungen ab 2024 beinhalten einige Verschärfungen:

  • Ratenzahlung und Stundung: Die Steuer kann in sieben Jahresraten gezahlt werden, allerdings nur mit Sicherheitsleistung. Unbefristete Stundungen wurden abgeschafft.
  • Verkürzte Fristen: Die Frist zur Steuerpflicht bei Wegzug wurde von zehn auf sieben Jahre verkürzt.

Strategien zur Steuervermeidung

Es gibt verschiedene Strategien, um die Steuerlast zu reduzieren oder die Wegzugsbesteuerung zu umgehen:

  1. Verkauf von Anteilen vor dem Umzug: Wenn Sie ohnehin planen, Ihre Anteile zu verkaufen, könnte es vorteilhaft sein, dies vor dem Wegzug zu tun, um die Steuerlast zu vermeiden.
  2. Ratenzahlung: Sie können beim Finanzamt eine Ratenzahlung beantragen, um die finanzielle Belastung zu strecken.
  3. Umzug in ein Land mit Doppelbesteuerungsabkommen (DBA): Ein Umzug in ein Land mit einem DBA mit Deutschland kann dazu beitragen, steuerliche Nachteile zu vermeiden.
  4. Stundung der Steuer: Beantragen Sie eine Stundung, um die Steuerlast über mehrere Jahre zu verteilen.
  5. Niedrige Bewertung der stillen Reserven: Eine präzise Bewertung der stillen Reserven kann die Steuerlast verringern.

Die Wegzugsbesteuerung in Deutschland ist komplex und kann erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Wenn Sie planen, Deutschland zu verlassen und wesentliche Beteiligungen an Kapitalgesellschaften halten, ist eine sorgfältige Planung unerlässlich, um Steuerfallen zu vermeiden. Seit 2024 gelten neue Regeln, die eine noch genauere Auseinandersetzung mit der Thematik erfordern.

Besondere Regelungen gelten bei Wegzügen in EU-/EWR-Staaten oder Drittstaaten. Ein Umzug in ein Land mit einem Doppelbesteuerungsabkommen kann steuerliche Vorteile bringen, während Wegzüge in Drittstaaten oft strengeren Anforderungen unterliegen.

Konsultieren Sie in jedem Fall einen erfahrenen Steuerberater, um die besten Strategien für Ihre individuelle Situation zu entwickeln und unerwartete finanzielle Belastungen zu vermeiden.

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